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KR 10-1 Leben in Beziehungen

5 Partnerschaft und Intimität

Wir haben bis jetzt gesehen, dass wir Menschen uns sehr unterschiedlich auf Beziehungen und Beziehungen einlassen – je nach den Erfahrungen, die wir mit Menschen gemacht haben.

Und nun kommen wir zu einem für junge Leute sehr spannenden Kapitel: Partnerschaft und Intimität. Das Thema ist sehr spannend, weil wir bereits Erfahrungen gemacht haben mit der Anziehung zu einem anderen Menschen oder der Wunsch danach wächst. Andererseits ist das Thema manchmal mit Scham belegt, weil es auch um Sexualität geht. Zudem hat man als Jugendliche(r) kaum Erfahrung in diesen Bereichen und es entsteht eine Unsicherheit. Dazu kommt, dass man sich oft kaum mal sachlich damit auseinandersetzt und wenig darüber spricht oder liest.

Vielleicht hilft dieses Kapitel, einmal klar über das Thema nachzudenken.

1) Partnerschaft

Wir haben viele Worte: Mein bester Freund/meine Freundin, meine Freundin/mein Freund, ich bin verliebt, das ist mein Partner/meine Partnerin, wir sind verlobt, wir sind zusammen…

Aufgabe 1: Denke einmal schriftlich darüber nach, was eine Partnerschaft im Unterschied zu einer Freundschaft ausmacht? Ab wann ist eine Beziehung eine Partnerschaft?

a) Ebenen der Zusammengehörigkeit

Diese Worte zeigen verschiedene Grade von Zusammengehörigkeit zwischen zwei Menschen auf verschiedenen Ebenen:

  • emotionale Ebene: Wir sind uns gefühlsmäßig sehr nah, ich fühle mich wohl
  • Intellektuelle Ebene: Wir denken ähnlich und bewerten Situationen ähnlich
  • körperliche Ebene: Wir sind uns körperlich gerne sehr nah
  • soziale Ebene: Wir beginnen, unsere Freundes- und Familienkreise zu teilen
  • finanzielle Ebene: Wir beginnen, eine gemeinsame Kasse zu haben, gemeinsam Dinge zu kaufen, die dann auch beiden gehören

Partnerschaften sind unterschiedlich lebbar: Es gibt Beziehungen, die rein emotional und intellektuell funktionieren („platonische Liebe“). Es gibt Beziehungen, die rein körperlich laufen (vom Kuschelfreund zum Sexualpartner). Es gibt Beziehungen, die reine Zweckbeziehungen sind (um zusammen finanziell sich abzusichern und um gemeinsam Projekte zu verwirklichen).

b) harmonisches Verhältnis

Wenn Menschen von einer harmonischen Beziehung sprechen, meinen sie zumeist ein unangestrengtes Miteinander auf vielen (oder allen) dieser Ebenen. Und vielleicht ist unsere Vorstellung darauf ausgerichtet, dass es genau so ein Leben lang bleiben soll.

c) Umgang mit Unterschiedlichkeit

Doch oft zeigen sich den einzelnen Bereichen, wenn die Verliebtheit etwas nachlässt, früher oder später unterschiedliche Haltungen und Bedürfnisse:

  • Was ist, wenn man den Freundeskreis des anderen nicht mag?
  • Was ist, wenn jemand finanziell keine Bindung eingehen möchte und unabhängig bleiben möchte, der andere das aber wünscht?
  • Was ist, wenn das Bedürfnis nach körperlicher oder emotionaler Nähe unterschiedlich gelagert ist?
  • Was ist, wenn zu bestimmten Themen ganz unterschiedliche Meinungen auftauchen?
Aufgabe 2: Schreibe (für deinen Tischnachbarn) einen erfundenen Brief an einen Menschen, dem du vertrauen würdest. Beschreibe darin, in welchen Bereichen deine Beziehung toll läuft. Beschreibe aber auch einen Aspekt, wo du Probleme siehst. Lass dir von deinem Tischnachbarn einen Antwortbrief schreiben.

d) Formen von Gewalt in einer Partnerschaft

In allen genannten Bereichen kommt es immer wieder zu Ein- und Übergriffen – ein Partner beginnt, den anderen zu beeinflussen oder zu manipulieren.

  • emotional
  • intellektuell
  • körperlich
  • sozial
  • finanziell
Aufgabe 3: Überlege dir zu den 5 Bereichen Beispiele, wie ein Mensch Macht über den anderen ausüben kann.

2) Sexualität – zwischen Lust und Intimität

Die Natur hat uns die Lust mitgegeben und ab der Pubertät spielt die sexuelle Lust zum ersten Mal eine Rolle: Es ist die Zeit, Lust, Erregung und Befriedigung zu erkunden.

a) Vom biologischen Sinn der Lust

Die Natur zielt auf Arterhaltung und Fortpflanzung. Sexualität hat biologisch diesen Sinn und lange hielt man Sex nur für „erlaubt“, wenn Kinder dabei entstehen können: So war es – und ist es in manchen Kreisen bis heute – gesetzt, dass Sexualität nur zwischen Frau und Mann gelebt werden darf und Selbstbefriedigung nicht okay wäre. In manchen religiösen Kreisen wird auch das Thema Verhütung abgelehnt, weil es hier um die Lust alleine ginge und nicht um die Weitergabe von Leben.

Es wurde Zeit, dass sich das änderte und heute begrüßen wir die Freiheiten, sich selbst sexuell allein oder mit einem Freund/einer Freundin erleben zu können. Und natürlich ist es gut, durch Verhütung eine Schwangerschaft zu planen.

b) vom Wunder der Intimität

Bis zur Pubertät sind unsere Fähigkeiten zu Lieben bezogen auf Freundschaft, Nähe, Vertrautheit.
Mit der Pubertät kommt nicht nur der körperliche Wunsch nach Nähe und Sexualität auf, sondern auch die Suche nach der einen Beziehung zu dem einen Menschen: Intimität.

Die Möglichkeit, intim zu sein, setzt ein großes Vertrauen in sich selbst und in den anderen Menschen voraus: Ich möchte mich zeigen und vertraue darauf, dass der andere dies auch wünscht. Wenn beide Seiten sich mögen, sich Wohlwollen und Mitgefühl schenken, entsteht ein Raum für Intimität.

Blicke können intim sein, Gespräche und Berührungen. Sexualität kann der höchste Ausdruck von Intimität sein.

Aufgabe 4: Beschreibe das Wort „Intimität“ mit Hilfe von Wikipedia. Stelle die verschiedenen Ebenen und Formen von Intimität dar.

3) Generation Porn

Pornographie ist uralt. Das Wort meint die Darstellung von Sexualität in Wort, Bild und Film.

Mit dem Internet wurde Pornographie jedoch öffentlich und Forschungen belegen einen Konsum auch bei Jugendlichen. Das ist neu: Bis ca. 1990 waren solche Darstellungen für Kinder und Jugendliche nicht zugänglich – das war eine Sache der Erwachsenen. Heute ist das anders – Pornographie läuft auf vielen Handys von Minderjährigen.

Um es klar zu sagen – das ist etwas, das Erwachsene ermöglicht haben. Damals haben sie den Zugang für Minderjährige verweigert, aktuell gibt es da keine Schranke.

4) Homo oder Hetero? Ein paar Betrachtungen

a) Sex or Gender? Gleichberechtigung der Geschlechter

Im Englischen bedeutet das Wort „Sex“ auch „biologisches Geschlecht“.

Mit „Gender“ bezeichnet man das „soziale Geschlecht“ – was bedeutet es im gesellschaftlichen Rahmen, Mann oder Frau zu sein? Was bedeutet das für die Berufswahl / Berufschancen, Einkommenssituation, Rollenverhalten in den Familien?

Man hat sogar entdeckt, dass die medizinische Forschung lange Zeit vom männlichen Körper ausging und automatisch die Erkenntnisse auf Frauen übertragen hatte, aber z.B.: Ein Herzinfarkt kündigt sich bei Männern und Frauen unterschiedlich an.

Zum Thema „Gleichberechtigung“: Untersuchung des Bundesministeriums für Familie… von 2004

b) das Weibliche und das Männliche in uns

Aufgabe 1: Bearbeitet das Thema „Mensch sein: Frau sein – Mann sein“ auf der Seite 200.

Aufgabe 2: „Typisch Mann – typisch Frau“ – bearbeite die Seite 201 und die dazugehörigen Aufgaben.

c) Homosexualität in Deutschland

Material der Bundeszentrale für politische Bildung zum Thema Homosexualität.

Aufgabe 1: Bearbeite die Seite 202 und die Aufgaben 1+2 („Sein, wie man ist – gleichgeschlechtliche Liebe)

Aufgabe 2: „Homosexualität als Thema in den Kirchen“ – Lies dazu im Buch auf der Seite 203 und bearbeite die Aufgaben.

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KR 10-1 Leben in Beziehungen

4 Thema Liebe

Der Apostel Paulus schreibt in einem seiner Briefe: „Wenn ich mit Menschen- und mit Engelzungen redete und hätte der Liebe nicht, so wäre ich ein tönendes Erz oder eine klingende Schelle.“ (1 Kor, 13)

Damit erklärt er irgendwie die Liebe zur größten Sache des Lebens – wo sie fehlt, ist das Leben fad und langweilig.

Also los:

1) Liebe ist…, Liebe ist, wenn man…

Aufgabe 1: Sammle deine Ideen zum Thema Liebe, indem du die beiden Satzanfänge "Liebe ist..." oder "Liebe ist, wenn man..." fort führst. Bestimmt hast du da viele Ideen.

2) Mein Liebeslied

Drei Wahlaufgaben:

Aufgabe 2a: Vielleicht hast du ein Lieblings-Liebeslied. Schreibe Zitate aus dem Liedtext heraus, in dem der Sänger Aussagen über die Liebe macht.

Oder:

Aufgabe 2b: Schreibe ein eigenes Gedicht/Lied über die Liebe.

3) Doppelgebot der Liebe

Aufgabe 3: Recherchiere das "Doppelgebot" der Liebe, das Jesus den Menschen mitgegeben hat. Meint Jesus hier das "Verliebt sein"?

4) Verschiedene Arten der Liebe

Liebe ist bunt: „Geschwisterliebe“ ist etwas anderes, als eine „leidenschaftliche Liebe“ oder die „Nächstenliebe“ oder die „romantische Liebe“.

Aufgabe 4: Recherchiere im Internet nach "Formen der Liebe" - es werden griechische Begriffe wie "Agape, philios etc." auftauchen. Definiere diese griechischen Begriffe
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KR 10-1 Leben in Beziehungen

3 Beziehung und Bindung sind erlernt

Die Psychiater John Bowlby und Mary Ainsworth hatten sich als erste mit der Frage beschäftigt: „Wie kommt es dazu, dass Menschen sich in Beziehungen ganz unterschiedlich verhalten können? Wieso lassen sich manche Kinder sehr gut und schnell von den Eltern trösten, andere weniger? Wieso suchen sich manche Menschen ganz schnell Hilfe, wenn sie nicht mehr weiter kommen, wieso bleiben andere mit ihren Problemen alleine?“.

Zunächst ein paar sehr informative Videos zum Thema.

Wie Bindungsverhalten in der Familie gelernt wird.
Aufgabe: Informiere dich hier über die vier Bindungstypen und bereite dich auf einen Kurzvortrag vor.
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KR 10-1 Leben in Beziehungen, Psychologie

2 Das „Ich“ im „Du“

Beziehungen zu anderen Menschen sind unglaublich wichtig, ja sogar notwendig.

1) Der Kaspar-Hauser-Versuch

Was geschieht mit einem Menschen, wenn er ohne zwischenmenschliche Beziehungen aufwächst? Tatsächlich, man hat es in einem Experiment ausprobiert: Der Kaspar-Hauser-Versuch.

Referatmöglichkeit 1: Es gibt den grausamen Kaspar-Hauser-Versuch. Recherchiere zu diesem Begriff und schildere den Versuch und die Erkenntnisse, die man daraus ziehen kann. 

https://www.spektrum.de/lexikon/biologie/kaspar-hauser-versuch/35559

2) der Blick in den Spiegel – eine Form der Selbsterkenntnis (Spiegelphase nach Jaques Lacan).

Referatmöglichkeit 2: Der Blick in den Spiegel - für die Entwicklung des Menschen als Baby ist das ein wichtiger Moment: "Das bin ich".

3) Das „Ich“ im „Du“ (Martin Buber)

Über den Wert der menschlichen Begegnung hat der Religionsphilosoph Martin Buber lange nachgedacht: Wer ich in den Augen der anderen bin, ist prägend für mein Selbstgefühl.

Referatmöglichkeit 3: Forsche über Martin Bubers "Ich und Du" und präsentiere seine Überlegungen.
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KR 10-1 Leben in Beziehungen

1 Leben in Beziehungen – Einführung

Robinson Crusoe, die Hauptperson in Daniel Defoes gleichnamigen Roman (eigentlich auch die einzige Person darin), lebt als Schiffbrüchiger auf einer einsamen Insel. Schon bald beginnt er, Beziehungen zu den Dingen aufzubauen. Lustigerweise klärt er auch Besitzverhältnisse (als einziger Mensch auf der Insel…

1) …. ein Leben allein auf der Insel: Robinson Crusoe

Referatmöglichkeit: Wenn Du magst, gerne liest oder Filme schaust kannst du ein Kurzreferat über Robinson Crusoe halten. Bestimmt findest du Textstellen oder Filmsequenzen, die Robinsons Beziehungen zu den Dingen und Tieren zeigen (vgl. Methode: Ein Buch / einen Film vorstellen).

Für uns Menschen, so scheint es, ist ein Leben ohne Beziehungen nicht möglich.

2) Beziehung zu Dingen und Menschen

Aufgabe 1: Schreibe einmal Dinge auf, mit denen du dich tätglich umgibst. Danach bringe die Dinge in eine Rehenfolge. Was bedeutet dir am meisten, was weniger... Betrachte das, was dir am wichtigsten erscheint: Warum? Begründe.
Aufgabe 2: Nun geht es nicht um Dinge. Notiere, mit welchen dir wichigen Menschen du zusammen kommst. Finde Namen für die Art der Beziehungen (Freund*in, bester Freund, Kollege*in...)
Aufgabe 3: Schau dir die Arten der Beziehungen an und beschreibe sie. Gibt es Gemeinsamkeiten, Grundlagen für alle guten zwischenmenschliche Beziehungen?

Du hast dich beschäftig mit deinen Lieblingsdingen und mit deinen zwischenmenschlichen Beziehungen. Was fällt dir auf?

***

Bei den Dingen ist bestimmt bei vielen von euch das Smartphone an die erste Stelle gerückt. Warum? Geht es hier auch um Beziehungen, Kontaktmöglichkeiten, social Media? Vielleicht ist es deswegen für viele so wichtig als „social decice“?

War ws für sich etwas anderes? Warum?

Zurück zum „social Smartphone“:

Aufgabe 4: Siehst du Unterschiede in der Begegnung mit anderen Menschen per Smartphone oder "in real life"?

3) Gruppen und Gruppenverhalten

Aufgabe 5: Überlege mal, in welchen Gruppen du dich bewegst. Gibt es spezifische Verhaltensweisen, ungeschriebene Gesetze, Erwartungen an die Gruppenmitglieder, die dein Verhalten beeinflussen?