Zur Wiederholung:
Wir haben bislang gesehen, dass uns die Glücksforschung gut zum Thema beraten kann und die Antworten Jesu wirklich vielversprechend sind.
Nun, wenn es immer so einfach wäre: Die Bedürfnispyramide nach Malsow im Blick, Achtsamkeitsübend, der Bergpredigt und Jesu Weisungen folgend durchs Leben. Könnte leicht sein, ist es aber nicht. Immer wieder gibt es Situationen, in denen wir eben das Richtige nicht mehr im Blick haben und statt „Glück und Heil“ eben „Unglück und Unheil“ erzeugen. Wie kommt das?
1. Was ist eine „Versuchung“?
Zugegeben, das Wort „Versuchung“ ist etwas altbacken – dennoch wollen wir dieses Wort hier genauer untersuchen.
a) Versuch einer Definition
Wir suchen das Richtige und vertun uns dabei – das Wort „Ver-Suchung“ macht das eigentlich ganz schön deutlich. So, wie man sich mit einer Telefonnummmer „verwählen“ kann, kann man auf seiner Suche sich „ver-suchen“. Die Vorsilbe „ver-“ bezeichnet oft einen Irrtum: ver-laufen, ver-tun, ver-raten, ver-sprechen, ver-leugnen, ver-suchen…
Also, du kennst das bestimmt:
- Ich habe mir vorgenommen, weniger zu streiten. Im Alltag funktioniert das nicht so recht. In vielen Situationen tue ich es doch, ich rege mich auf und streite mich. Was war die Ursache? Was war die Versuchung?
- Ich wollte ja für die Schule lernen, eine Klassenarbeit stand an. Aber das Handy… Die Versuchung war zu groß.
- Mein Zimmer musste aufgeräumt werden – aber da kam mir die Verabredung dazwischen, eine echte Versuchung, der ich gefolgt bin.
Also: Versuchungen sind (oft zunächst angenehme) Ablenkungen, die dich von dem, was du eigentlich willst entfernen. Geben wir ihnen zu oft nach, haben wir mit den enstandenen Nachteilen umzugehen: Die schlechte Klassenarbeit, das Chaoszimmer, der immerwährende Streit. Blöd wird es, wenn diese „Versuchungen“ unser Leben bestimmen, nicht wahr?
Aufgabe 1: Überschrift "Versuchungen - viel versprechende Abwege kurz gedacht...". Schreibe die oben stehende Definition von "Versuchung" ab. Wenn dir eine bessere Definition einfällt, schreibe diese auf.
b) Warum wir uns verlaufen – die 7 „Todsünden“ und die Schokoladenfabrik
Warum eigentlich handeln Menschen oft gegen ihre Überzeugungen und erzeugen Unheil und Leid? Persönlich glaube ich nicht, dass jemand bewusst aus reiner bösere Absicht handelt:
- Wie ist das mit dem Politiker, der Gutes bewirken wollte und nach 10 Berufsjahren sich hat bestechen lassen?
- Wie ist das mit dem Lehrer, der eigentlich für seine anvertrauten Kinder oder Jugendliche dasein wollte und nach 10 Berufsjahren müde geworden ist oder ungerecht?
- Wie ist das mit den Eltern, die damals frisch verliebt ein Kind zur Welt gebracht haben und nach 10 Jahren kracht das ganze Familienmodell zusammen bis hin zur Scheidung?
Aufgabe 2: Notiere 5 weitere Beispiele, die beschreiben, wie jemand von seiner ersten Idee abgekommen ist und nun fast das Gegenteil tut.
Ganz streng gläubige oder fundamentalistische Christen sehen in der „Sünde“ oder in der „Todsünde“ eine „Abkehr von Gott“, einen Ungehorsam gegendie 10 Gebote. Etwas milder könnte man sagen: Die „Sünde“ ist eine Tat, die dich und andere vom Lebensglück abbringen, eine „Todsünde“ ist eine Tat, die dein lebendiges Leben sehr beeinträchtigt.
Die klassische, mittelalterliche Theologie benannte 7 Todsünden, oder Gründe, warum wir an uns selbst und andere „schuldigt“ werden. Hier mal die alten lateinischen Begriffe:
- Superbia
- Avaritia
- Luxuria
- Ira
- Gula
- Invidia
- Acedia
Aufgabe 3: Überschrift "die klassischen 7 Todsünden". Übernimm die 7 lateinischen Begriffe in dein Heft und finde im Internet die deutsche Bedeutung dazu, z.B. hier.
Aufgabe 4: Was denkst du? Welche drei Todsünden bestimmen unsere Zeit besonders? Was beobachtest du?
Du wirst es kaum glauben – im Film „Charlie und die Schokoladenfabrik“ werden die 7 Todsünden behandelt: 7 Kinder müssen sich bewähren und scheitern an Superbia, Avaritia, Luxuria, Ira, Gula, Invidia oder an Acedia (die Begriffe kennst du ja schon…).
Wenn du magst, schau dir den Film hier in ganzer Länge an. Vorsicht: Manche finden den Film einfach nur schräg, manche gruseln sich etwas.
Wenn du nachlesen möchtest, was die Kinder im Film mit den 7 Todsünden zu tun haben könnten, schau mal gerne hier nach.
2. Versuchungen im Alltag
a) Süchte – kurzes Glück
Auf der Suche zum Glück verlieren sich gar nicht wenige Menschen in ihren Süchten: Kaufsucht, Handy/PCsucht, Nikotinsucht, Heroinsucht, Alkoholsucht, Arbeitssucht, Spielsucht, Ess- und Brechsucht. Den Süchtigen gemein ist, dass sie nur schwer selbst aus diesem schädlichen Verhalten herauskommen, auch wenn sie es wieder und wieder versuchen. Gottseidank gibt es da erfolgreiche Hilfsangebote, z.B. vom katholischen Caritasverband in Paderborn (Bitte schau hier mal nach, wenn du betroffen bist oder jemanden kennst. Sprich auch eine Lehrer*in oder deine Schulsozialarbeit an – Süchte sind kein Spaß!)
- Süchte können kurze Glücksmomente verschaffen, in der Regel schaffen sie aber nur eine Auszeit vom Alltag. Ein Heroinabhängiger, der sich „wegballert“ erlebt eine Pause, weniger Glück…
- Leider, wenn der Rausch wieder nachlässt, taucht das wirkliche Leben mit seinen Herausforderungen wieder auf.
- Süchte haben körperliche, finanzielle, berufliche und soziale „Nebenwirkungen“.
Aufgabe 5: Überschrift “Süchte - kurzes Glück”. Beschreibe, wieso Menschen Drogen konsumieren und erkläre, warum wir von einem “kurzem Glück” sprechen.
Aufgabe 6: Schaue auf die “7 Todsünden” zurück. Welche der Todsünden treffen auf das Problem “Sucht” zu? Erkäre.
Beispiel einer harten Droge: „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“
Niemand sucht sich aus: Heute werde ich Heroinsüchtig. Wie schleichend das gehen kann, erzählt der Film „Wir Kinder vom Bahnhof Zoo“, die Lebensgeschichte der Christiane F.
es geht auch anders – natürlich High (natural High)
Die Suche nach einer „Pause“, einem „schönen Zustand“ muss nicht bei gefährlichen Genussmitteln enden. Suchtmittel und Suchtverhalten verändern unseren „chemischen Haushalt“: Glückshormone u.a. werden ausgeschüttet und erzeugen tatsächlich einen angenehmen Zustand.
Das geht auch anders: Bungeejumping, Downhill, Yoga, Musik, Tanzen – das sind ganz alltägliche Dinge, die ebenfalls nachweislich unseren biochemischen Haushalt und unser Empfinden verändern. Mit dem Programm “Natural High” versucht man mittlerweile, abhängige Jugendliche zu therapieren.
Atmen, Tanzen, Sport, Liebe… das alles führt zu einem „natural High“, das man bewusst erzeugen kann – ohne Drogen und ohne Nebenwirkungen…
b) die goldenen Kälber der Werbung – „etwas“, was dich glücklich macht
Wir wissen, dass wir nicht zu viel Schokolade essen sollten, tun es aber doch. Die Werbung für die Schokolade mit der lila Kuh verführt uns so: „M…lka, die zarteste Versuchung, seit des Schokolade gibt.“ Kennst du den Werbespruch?
Unsere bunte Werbewelt spielt damit: Dieses Produkt macht, dass du glücklich wirst. Zu jedem Produkt wird ein erstrebenswertes „Image“ verkauft. Werbung ist meistens nicht ehrlich:
- „Kaufe diese Zigarette, die 250 giftige und 90 Krebs-erregende Inhaltsstoffe hat“. So sagt man es nicht, sondern so: „Rauchen ist Freiheit….“
- „Kaufe dieses völlig überteuerte Handy, auch wenn dein altes Handy noch gut funktioniert.“ So sagt man es nicht, sondern so: „Mit diesem Handy bist du „in“, „schick“. Dieses Handy ist Lifestyle und unterscheidet dich von anderen – du bist Besonders.“
- „Dieses Auto ist besonders groß, verbraucht sehr viel Benzin…“. So sagt man es nicht, sondern so: „Mit diesem Auto bist du jemand Besonderes.“
Aufgabe 7: Überschrift “verführerische Werbung”. Suche dir eine Werbung aus und analysiere: Was ist das Versprechen der Werbung? Was ist die Wahrheit dahinter?
c) neue Gurus – „jemand“, der mich glücklich macht
Die „heiligen Kälber“ beschreiben das, was du dir hinzufügen musst, damit du „besonders“ oder „glücklich“ sein kannst.
Manchmal treten auch verheißungsvolle Menschen auf den Plan: „Ich bin es, der dich glücklich machen kann – mach es, wie ich“. Wir reden von „Influencern“ und – später bei den Sekten – auch von „Gurus“.
Mehr dazu, wenn wir über „magisches Denken“ und „Sekten“ sprechen.
Quellen