Entweder, wir lernen Texte auswendig, oder wir lernen die Schrift, in der sie notiert sind.
„Entweder, wir lernen Musik auswendig, oder wir lernen die Schrift, in der sie notiert ist“, so könnte man auch sagen und beide Wege sind wichtige Möglichkeiten der musikalischen Tradition. „Tradition“ heißt „Weitergabe“.
Musik gehört zum Menschen und wir können davon ausgehen, dass die Menschen seit Anbeginn ihres Daseins Musik gemacht haben: Sie haben die Geräüsche der Natur und der Tiere nachgeahmt und vermutlich recht schnell haben sie angefangen, gemeinschaftlich zu musizieren. Sie haben Rhythmen gemeinsam produziert und nach und nach auch Melodien und Texte dazu. Man hat diese Dinge in seiner Familie oder Großfamilie (Sippe oder Stamm) gehört, gelernt und irgendwann haben die Kinder mitgemacht. Das ist die mündliche Tradition – viele alte Volkslieder sind so weitergegeben worden, von Generation zu Generation. Gemeinsam musizieren stärkt die Gemeinschaft, macht fröhlich und ist ein toller Zeitvertreib.
Irgendwann kam der Wunsch auf, die alten Melodien zu sammeln und zu notieren: Wie genau geht der Rhythmus, der Text und die Melodie? Wie kann man das festhalten? Es wurde Zeit für die schriftliche Notation von Musik.
Ihr erinnert euch bestimmt daran, dass die Gebrüder Grimm im 18. Jahrhundert nicht Musik, aber Märchen sammeln und schriftlich festlegen wollten. Für die Musik war es besonders der Papst Gregor (ca. 590 n.Chr.), der die Kirchengesänge sammelte und festlegte: Er mochte es gar nicht, dass die Texte der Bibel überall anders – und manchmal ziemlich „schräg“ gesungen wurden. Besonders „kraus“ wurde es, wenn Menschen aus verschiedenen Gegenden z.B. das „Vater unser“ singen wollten: Es gab unterschiedliche Melodien und Rhythmen und die verschiedenen Versionen passten einfach nicht zueinander.
Wie also konnte man Melodien (verschiedene Tonhöhen) und verschiedene Rhythmen (Tonlängen) aufschreiben? Und wie liest man diese Schrift, damit wir auch heute im Musikunterricht miteinander musizieren können? Dazu werden wir uns mit drei Themenblöcken beschäftigen:
- unser modernes Notationssystem
- Geschichte der Notation
- experimentelle graphische Notation